Musizieren zu Hause: der optimale Proberaum

Wer ein Instrument spielt, muss sich häufig Gedanken darüber machen, wie er sein Instrument zuhause üben kann, ohne Nachbarn zu stören. Bei einer akustischen Gitarre stellt dies natürlich kein so großes Problem dar wie bei einem Saxophon, Schlagzeug oder anderen lauteren Instrumenten. Viele (Hobby-)musiker wollen aber nicht nur alleine musizieren, sondern möchten mit Kollegen in einer Band gemeinsam spielen und üben. Hierfür bietet sich an, einen Proberaum (zumeist im Keller) einzurichten. Wir haben dazu Frank Thumbach interviewt. Er ist seit mehr als 20 Jahren Berufsmusiker in München, führt die Agentur “Band Für Ihr Event” und ist unter anderem Bandleader der Jazzband Noblesse. In München Musikräume anzumieten ist zum Einen sehr teuer, zum Zweiten entfällt die lange Fahrtzeit zu einem Proberaum in einer Großstadt, wenn man zuhause proben kann. So hat sich der Berufsmusiker einen eigenen Raum zum Proben gebaut. Der Fokus lag hier klar 1. auf dem Schallschutz, 2. auf der Raumakustik und 3. auf dem Raumklima. Dieses lässt sich durch strikt ökologisches Bauen erreichen.

Proberaum: Schallschutz

E-Gitarre - Gitarre - Musik - Deutschland - München
E-Gitarre - Foto Giancarlo Duarte

Der Schallschutz ist das A und O, weil es darum geht, keinen Nachbarn beim Proben zu belästigen. Thumbach hat sich für eine Schallschutzlösung per Eigenbau entschieden, die sehr günstig war. Es gibt auch Angebote von Handwerkern, die bei einer Raumgröße von rund 30 m² ab 10.000 Euro aufwärts kosten. Der Raum selbst ist sein Keller. Dieser ist geradezu prädestiniert als Probenraum, denn ansonsten wäre er nur ein Abstellraum. Außerdem ist er aufgrund der umgebenden Erde schon auf natürliche Weise schallgedämmt. Im Sommer lässt er sich leicht kühlen. Da der Keller 2,30 m hoch ist, darf er laut Landesbauverordnung als Aufenthaltsraum genutzt werden. Ein letzter Fakt spielte ebenfalls eine große Rolle: Der Keller liegt nicht auf der Seite des Hauses, die zu den Nachbarhäusern zeigt. Für die Dämpfung der Höhen wurde die Decke mit Schaumstoffmatten ausgekleidet. Außerdem wurde Teppichboden verlegt. Die Fenster und Lichtschachtöffnungen verfügen über eine gesonderte Schalldämmung mit Matten auf OSB-Platten, die in die Fensteröffnung geschoben werden können. An die Wände kamen Akustikschaumstoffe, die pro halben Quadratmeter zwischen zwei und neun Euro kosten (je nach Dämmeigenschaften). Es ist grundsätzlich etwas preiswerter, hohe Frequenzen ab 1.500 Hz zu dämpfen. Teurer sind Akustikschaumstoffe für die tiefen Bassfrequenzen um ~200 Hz. Das gesamte Material kostete Frank Thumbach 400 Euro, hinzu kam die Arbeitszeit von zwei Wochen. Aufgrund der Lage ist der Keller nun so schallgedämmt, dass sich die Nachbarn nicht beschweren. Er ist aber nicht schalldicht, das ist auf so preiswerte Weise nicht zu erreichen. Hierfür wäre entweder die sehr teure Lösung einer Fachfirma oder als Zwischenlösung das selbst zu realisierende Einbauen einer Raum-in-Raum-Konstruktion erforderlich. Letzteres hat aber Thumbachs Schlagzeuger für seinen heimischen Überaum realisiert. Er hat in seinen Keller einen zweiten Raum gebaut, dessen Wände, der Boden und die Decke nur einen sehr geringen, schallgedämmten Kontakt zum umgebenden Raum haben. Dort kann der Schlagzeuger relativ unbehelligt üben.

Das optimale Klima in einem Proberaum

Die Luftfeuchtigkeit muss im Probenraum permanent zwischen 40 und 60 % liegen. Ideal wären tatsächlich ~50 %, 40 % gelten als tolerable Untergrenze. Vor allem zu trockene Luft kann (und wird) Risse im Holz der Instrumente erzeugen, zu feuchte Luft wird sie entleimen. Ein Hygrometer ist Pflicht. Beim Lüften im Winter ist höchste Vorsicht geboten: Wenn draußen klirrender Frost herrscht, müssen die Instrumente vor dem Lüften eingepackt und aus dem Raum geschafft werden. Die Luftfeuchtigkeit sinkt dann in rund 30 bis 60 Sekunden von ~45 auf 30 % und auch darunter. Sollte es draußen sehr kalt und trocken sein, kann die Decke eines Akustikinstruments im geheizten Raum, in welchen die kalte Luft strömt, blitzartig reißen. Auch die Elektronik oder Felle des Schlagzeugs können in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei Bandproben mit geschlossenen Fenstern wiederum erhöht der Atem der Musiker die Luftfeuchtigkeit, was im Frühjahr und Herbst bei sehr hoher natürlicher Luftfeuchtigkeit ein Problem sein kann. Die hohe Luftfeuchtigkeit kann nach der Probe auskondensieren und wiederum vor allem die Elektronik, aber auch die Instrumente beschädigen. Auch Schimmel an den Wänden droht. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit rosten teilweise Saiten, Holz kann aufquellen. Das Problem hat Frank Thumbach mit einer Lüftung sowie Luftbefeuchtern und -entfeuchtern gelöst. Der Keller kann nicht ständig gelüftet werden, auch ist es nur selten möglich, alle Instrumente (inklusive Schlagzeug) in einen anderen Raum zu schaffen. Seine Klimaregulierung funktioniert automatisch, was es ihm erlaubt, den Probenraum auch unregelmäßig zu nutzen und dort sogar die Instrumente ganzjährig zu lagern.

Technische Ausstattung des Proberaums

Die Technik im Probenkeller entspricht den Vorgaben der DIN 18015. Es gibt ausreichend viele Steckdosen und zusätzlich Wanddosen für 1/4″-Klinkenstecker. Der Berufsmusiker hat zudem einen zweiten Stromzähler einbauen lassen, um den Stromverbrauch der Bandproben getrennt zu messen. Zum Keller (Grundfläche: 32 m²) führt ein separater Eingang mit Rampe, über die schwere Verstärker und das Schlagzeug transportiert werden können. Im Keller stehen ein Kühlschrank, eine kleine Sitzecke mit Couch und zwei Regale als Ablagefläche.

Fazit

Es ist Frank Thumbach gelungen, mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand seinen Keller zum brauchbaren Probenraum umzugestalten. Dabei hat er aber durch die Lage des Kellers abgewandt von den Nachbarhäusern etwas Glück. Wer in größerer Nähe zu seinen Nachbarn proben muss, sollte etwas mehr Geld einplanen. Wichtig zu wissen: Es ist möglich, Räume so zu isolieren, dass von außen wirklich nichts mehr zu hören ist. Letzten Endes ist das eine Frage des Geldes.


Verantwortlich für diesen Artikel ist der Autor Frank Thumbach.


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