Waschbären auf dem Grundstück - was tun?

Waschbärentreffen im Garten - Bild von Stefan auf Pixabay
Waschbärentreffen im Garten - Bild von Stefan auf Pixabay

Der Schock sitzt tief, wenn der Tag mit der Inspektion merkwürdiger Schäden im Garten beginnt. In einigen Regionen wie Berlin können es sogar Wildschweine sein, immer häufiger sind jedoch Waschbären die Schuldigen. Diese wurden 1934 in Nordhessen ausgewildert und im 2. Weltkrieg sind 20 Exemplare aus einer Pelzfarm nahe Berlin ausgebrochen. Waschbären haben in Deutschland sehr gute Bedingungen, die höchsten Populationen finden sich in Hessen und Brandenburg. Ab dem Punkt, dass ihre Population tragfähig war, konnten sie sich richtig ausbreiten und sind noch dabei. Allein mit ihrer Größe und auch ihrem Einfallsreichtum haben sie ein hohes Potenzial, um Gärten zu verunstalten. Was also machen, wenn Waschbären im Garten ihr Unwesen treiben?

Waschbär hat einen guten Überblick über sein Garten - Gerätehütte - Geräteschuppen - Gartenhaus - Bild von tommy pixel auf Pixabay
Hier habe ich einen guten Überblick über mein Gebiet - Bild von tommy pixel auf Pixabay

Das Gute zuerst: Waschbären sind dämmerungs- und nachtaktiv. Wer sie an ihrem Ruheort nicht stört, wird nicht gebissen. Genau das könnte ansonsten passieren, wenn diese Kleinbären in Bedrängnis geraten. Es ist deswegen mit etwas Vorsicht fast gefahrlos möglich, die Schäden zu begutachten und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Gerade in Siedlungen mit kleinen Gärten werden Waschbären ihren Unterschlupf meistens nicht innerhalb dieser Gärten anlegen. Sie schlafen gerne in Baumhöhlen oder auch in den Bauten von anderen mittelgroßen Tieren wie Fuchs und Dachs. Das hat für den einzelnen Gartenbesitzer aber einen Nachteil: Wenn die Nachbarn sich an den Abwehrmaßnahmen nicht beteiligen, laufen diese ins Leere. Die Waschbären werden den eigenen Garten vielleicht meiden, sie werden jedoch nicht verschwinden. 

Es gibt sogar viele Menschen, die Waschbären als niedlich, putzig und damit begrüßenswert ansehen. So unterhaltsam diese Kleinbären auch sind, sie sind hartnäckig, können aggressiv werden und es entstehen Schäden – Waschbären graben einem den Garten um, fangen Teichfische, stehlen Obst und Gemüse, erlegen Hühner, Kaninchen und andere kleine Haustiere. Zusätzlich verteilen sie den Müll oder Kompost im halben Garten.

Die niedlichen Waschbären sollten also einen genügenden Abstand zum eigenen Garten einhalten, hier einige Tipps. 

Die Lebensweise der Waschbären

Waschbären durchstreifen gemeinsam das Gebiet - Bild von cor weggelaar von Pixabay
Waschbären durchstreifen gemeinsam das Gebiet - Bild von cor weggelaar von Pixabay

Wer einen Waschbären sieht, hat es fast immer mit einer ganzen Gruppe zu tun. Waschbären sind gesellig und einzelne Gruppen teilen nicht nur das Revier mit den Futterstellen, sie ziehen gemeinsam durch die Nacht. Sie fressen von Natur aus Insekten, Schnecken, Frösche, Muscheln, Fische, Würmer und genauso Beeren, Früchte und Nüsse. Auch vor energiereichen Gemüsearten oder Blumenzwiebeln werden diese Allesfresser kaum Halt machen.

Mit ihren fünf Fingern können Waschbären sehr gut tasten und klettern. Sie erreichen selbst schwierige Orte und können sehr geschickt vorgehen. Wenn sie am Gewässer sitzen, waschen sie sich nicht, sie fischen oder wühlen im Schlamm nach Kleintieren. Genauso können Waschbären in die Bäume klettern und Früchte ernten oder im Boden graben.

Die Tiere erreichen eine Länge zwischen 40 und 70 cm, eine Höhe bis 35 cm und sie wiegen zwischen 5 und 10 kg. Ihr Fell kann mal heller oder dunkler erscheinen, sie haben aber immer ein schwarzes Gesicht mit heller Schnauze, das wie maskiert wirkt. Waschbären fühlen sich zu Gewässern hingezogen, legen die Nester für Jungtiere hoch in den Bäumen an und sind ausschließlich während der Nacht aktiv.

Insgesamt sind Waschbären keine flinken, sondern faule Jäger, die deswegen nur selten Mäuse oder Vögel erbeuten. Sie wären selbst für Katzen und kleine Hunde gefährlich, stellen ihnen aber nicht aktiv nach.

Im Gesamtwesen können Waschbären wehrhaft und aggressiv sein. Entweder, wenn sie in die Enge getrieben werden, oder wenn wir sie aus ihrem Unterschlupf vertreiben wollen. Für uns Menschen wären Bisse eher aufgrund drohender Infektionen gefährlich und ansonsten nur schmerzhaft ärgerlich. Ein Arzt sollte sich solch einen Biss in jedem Fall ansehen.

Waschbären die Nahrungsquellen entziehen

Gerade für Kleintierhalter und Gemüsegärtner ist es ein schmerzhafter Schritt, wenn sie wieder ein paar Hühner vermissen oder ihr halbreifes Gemüse kompostieren können. Den Waschbären diese Nahrungsquellen zu entziehen, ist für viele gleichzusetzen mit der Beendigung des schönen Hobbys. Bei Kleintieren kann es sicherlich helfen, diese ab der Dämmerung bereits im sicheren Stall einzuschließen. Vorausgesetzt wird, dass es sich wirklich um einen sehr sicheren und damit auch deutlich teureren Stall handelt. 

Genauso ließe sich der Gemüsegarten in ein abschließbares Gewächshaus verlegen, dieses müsste ebenfalls sehr solide sein. So viel Aufwand für ein paar frische Eier oder eigene Tomaten? Das soll jeder für sich entscheiden. 

Nicht zu vergessen sind Beerensträucher, Nussbäume, Obstbäume oder auch genießbare Blumenzwiebeln. Solange es Gehölze mit Stamm sind, lässt sich eine Vorrichtung aus Metall anbringen. Es handelt sich entweder um eine glatte Ummantelung, damit die Tiere nicht mehr hochklettern können. Oder es ist ein Ring mit vielen Metallspitzen beziehungsweise ein Metallkragen. Ein Gitterkorb würde hingegen vor Fraßschäden schützen, wäre jedoch eine Kletterhilfe.

Waschbären in Gärten, Parks und Wohngebieten - Der Tisch ist hier reich gedeckt - Bild von M. Richter auf Pixabay
Der Tisch ist hier reich gedeckt - Bild von M. Richter auf Pixabay

Bei Beerensträuchern und Blumenzwiebeln ist hingegen das Entfernen anzuraten. Diese lassen sich nicht effektiv schützen. Auch tief hängende Zweige der Obst- und Walnussgehölze sollten abgesägt werden. Die Allesfresser dürfen immerhin nicht an Obst oder Nüsse gelangen. Aus diesem Grund ist während der Erntezeit immer das komplette Fallobst zu entfernen. 

Bei Beerensträuchern und Blumenzwiebeln ist hingegen das Entfernen anzuraten. Diese lassen sich nicht effektiv schützen. Auch tief hängende Zweige der Obst- und Walnussgehölze sollten abgesägt werden. Die Allesfresser dürfen immerhin nicht an Obst oder Nüsse gelangen. Aus diesem Grund ist während der Erntezeit immer das komplette Fallobst zu entfernen. 

Weiterhin müssen die Mülltonnen wenigstens so weit gesichert sein, dass sie nicht umkippen können. In Baumärkten gibt es Mülltonnenboxen in ganz unterschiedlichen Ausführungen. Im Idealfall lässt sich alles leicht verriegeln, damit die erfinderischen Tiere nicht einfach den Deckel öffnen und hineinklettern.

Eine weitere Snackbar versteckt sich im Komposthaufen. Wer seine kompostierbaren Küchenabfälle hier entsorgt, hat seine Waschbären gut gefüttert. Das bedeutet: Alles, was die Waschbären noch fressen würden, sollte in den Biomüll. Oder der Komposthaufen wäre gegen das Eindringen der Waschbären zu sichern. Als dritte Möglichkeit wären Trommelkomposter für gehaltvollen Biomüll und die anderen Komposter für den Rest denkbar. Gibt es hier jedoch zu viele saftige Würmer, werden die Waschbären den Kompost dennoch durchwühlen.

Zum guten Schluss: Weder Katzen noch Hunde sollen im Freien gefüttert werden. Auch deren Futter soll nicht gut erreichbar gelagert werden. Selbst das Futterhaus für Vögel und Eichhörnchen soll gegen Waschbären mit Metallkragen gesichert sein. Im Idealfall finden die einfallsreichen Allesfresser im ganzen Garten keine Nahrungsquelle.

Wenn Waschbären einziehen

Es ist schön hier auf dem Dachboden, ich bleibe hier - gewöhnlicher Waschbär - Ringtail - Bild von Sascha Barth auf Pixabay
Es ist schön hier auf dem Dachboden, ich bleibe hier - Bild von Sascha Barth auf Pixabay

Viele Wildtiere, die in Siedlungsgebieten leben, verlieren ihre Scheu vor uns Menschen. Richtig „unterhaltsam“ wird es, wenn Waschbären nicht nur zu Besuch kommen, sondern bereits einziehen. Kaum genutzte Nebengebäude oder Dachböden laden sie regelrecht ein. Oder es gibt geschützte Ecken für Feuerholz und Gerümpel.

 

Neben den Fußabdrücken und Bissspuren sind Kotspuren ein sicheres Zeichen für Waschbären. Dieser Kot ähnelt Hundekot, ist tendenziell aber größer und enthält häufig halbverdaute Nahrungsreste. Außerdem leben Waschbären fast immer im Familienverband und legen Kotstellen an. An diesen Stellen gibt es also eine ganze Ansammlung von Kot, die Hunde so nicht anlegen würden. 

Waschbären werden bemüht sein, einen versteckten und geschützten Unterschlupf anzulegen. Wer sie aus Versehen oder auch gezielt überrumpelt, wird vermutlich energisch bedroht. Waschbären lassen sich nicht so gerne vertreiben und müssten im entscheidenden Moment auch Fluchtwege haben.

Besser ist es, wenn die bereits erkannten Waschbären nicht mehr einziehen. Wenn es geeignete Dachböden gibt, sollten die potenziellen Wege entschärft werden. Für Dachböden sind diese Fallrohre der Regenrinne, Rankgitter, am Gebäude stehende Bäume und ähnliche Kletterhilfen. Rankgitter lassen sich entfernen. Regenrinnen und Bäume hingegen nicht, hier wäre wieder ein Metallkragen passender Ausführung anzuraten. 

Nebengebäude müssen anders gesichert werden. Wenn diese keinen festen Boden haben, wird es sehr schwierig. Dieser müsste nachträglich integriert werden, damit ein Untertunneln der Außenwand vereitelt wird. Türen und Fenster müssen sicher schließen. Gerade für halboffene Schuppen wird auch das alles nicht helfen, hier wäre direkt ein kompletter Umbau notwendig.

Unsere niedlichen Waschbären haben empfindliche Nasen und reagieren auf viele Gerüche allergisch. Neemöl kennen viele Gärtner bereits als Mittel gegen lästige Parasiten. Sein Geruch hilft auch gegen Waschbären. Selbst Apfelessig wird empfohlen, dieser wird aber nicht lange wirken, Essig verflüchtigt sich schnell.

Zu den ätherischen Ölen mit Wirkung gegen Waschbären zählt Lavendelöl. Nur, dass dieses sehr teuer ist, weswegen Minzöl die deutlich bessere Wahl wäre. Doch auch diese Öle verflüchtigen sich schnell und müssen ständig neu aufgetragen werden. 

Selbst einige Gewürze wie Chili- und Cayennepfeffer sind geeignet. Diese verlieren an der Luft ebenfalls ihr Aroma, sie können in trockenen Innenräumen dennoch sehr effektiv sein. Viele greifen lieber zu Mottenkugeln oder den Duftsteinen für WCs. Diese sind darauf ausgelegt, ihre Wirkung länger zu entfalten.

Was diese Kleinbären richtig hassen, ist der Geruch von Hunden. Wer keinen eigenen Hund hat, kann seinen Bekannten immer noch ein Set Hundedecken schenken. Die für ein paar Wochen frisch benutzte Hundedecke wird sehr effektiv sein. 

Weitere Möglichkeiten zur Abwehr

Waschbären bevorzugen die Sicherheit der Dunkelheit. Lampen mit Bewegungssensor können sie durchaus irritieren. Auch Ultraschall kann diesen Tieren genau wie anderen sehr unangenehm werden. Es wird sogar empfohlen, ordentlich Krach zu machen – während der Ruhezeiten und auch ansonsten sind die Nachbarn nicht immer gut darauf zu sprechen. Dennoch könnte ein Bewegungssensor mit kurzem Hundebellen kleine Wunder bewirken. 

Die wohl effektivste Abwehrmethode sind große Hunde, die jedoch während der Nacht mehrfach ihre Runde durch den Garten drehen müssten. Aber auch wir Menschen sind den Wildtieren unangenehm. Wenn wir uns also an potenziellen Hotspots selber aufhalten, wird das die Waschbären irritieren. 

Waschbär, Krankheiten, Schutz: vermeiden Sie lebensgefährliche Risiken

Vermeiden Sie jeglichen Kontakt mit dem Kot von Waschbären und verwenden Sie stets eine Atemschutzmaske. Waschbären sind Träger zahlreicher gefährlicher Erkrankungen und Parasiten, die sowohl Wildtiere als auch Haustiere befallen können. Einige dieser Erreger sind zudem in der Lage, Menschen zu infizieren.

Zu den durch Waschbären übertragbaren Krankheiten zählen unter anderem Leptospirose, Tollwut, Staupe sowie der Waschbärbandwurm. Diese Infektionen können beim Menschen schwerwiegende und mitunter sogar lebensbedrohliche Folgen haben.

Weswegen nicht fangen oder abschießen?

Kaum jemand möchte Tiere töten und es ist nicht einmal erlaubt, einfach auf diese zu schießen. Demnach gibt es das Jagdrecht und für Siedlungsgebiete wird alles richtig kompliziert. Auch einfangen ist uns nicht überall erlaubt. Wir können jedoch die zuständigen Stellen informieren oder aber befugte Jäger beauftragen. Diese schreiben eine saftige Rechnung, wenn sie die Tiere mit einer Lebendfalle einfangen.

Wer sich deswegen eine Lebendfalle kauft, sollte wissen, dass er in einigen Bundesländern oder Regionen keine Waschbären fangen darf. Aber in jedem Fall ist das Auswildern dieser invasiven Art an anderer Stelle immer verboten. Genauso ist es meistens verboten, die gefangenen Tiere selbst zu töten. Wer auf der sicheren Seite bleibt, muss den befugten Jäger um Rat bitten oder diesen sogar beauftragen. Nur, dass dieser nicht einen, sondern einige Waschbären fangen muss, das summiert sich. 


Verantwortlich für diesen Artikel ist der Gastautor Robert Brungert

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